In Nahaufnahmen von Spielern ist mir das Aliasing nicht aufgefallen. Mag auch szenenbedingt sein.
Jap, das ist es auch, denn Aliasing tritt nach Nyquist/Shannon allgemein dann auf, wenn die abgetastete Ortsfrequenz im Original über der dazu halben Abtastrate gelegen hat (und dann nicht korrekt gefiltert wurde).
Mit anderen Worten und anschaulicherem Vergleich zu Audio: nur weil etwa eine klassische Audio-CD mit 44,1 kHz Abtastrate arbeitet und so theoretisch maximal 22050 Hz Audiobandbreite ermöglicht, heißt das natürlich nicht, dass jeder Inhalt auch Frequenzen bis dahin enthält. In 1:1 Analogie zum Bild: nur weil ein Bild mit Pixalanzahl x*y abgetastet wurde, heißt das ebensowenig, dass auch immer die entsprechend maximale Schärfe (hier dann im MHz-Bereich) enthalten ist. In der Praxis gilt statt "nicht immer" auch eher "selten".
Um wieder den Audiovergleich zu bemühen - enthielte etwa die 44,1 kHz Datei nur Frequenzen bis ~ 10 kHz, könnte man die Abtastrate prinzipiell auf die Hälfte kappen, ohne Filtern zu müssen und hätte dennoch kein Aliasing, da das Abtasttheorem (mindestens doppelte Abtastrate zur (Orts)frequenz) weiterhin eingehalten ist. Wären höhere im Orignal enthalten, müsste man aber tiefpassfiltern, damit höhere Frequenzen nicht als niedrigere in Erscheinung treten.
Wem das etwas abstrakt und schwurbelig anmutet: nichts anderes passiert, wenn sich die Speichen beim Auto in Filmen* scheinbar plötzlich rückwärts drehen oder kurz stillstehen - die (knapp) 24 fps reichen hier hinten und vorne nicht, um die tatsächliche Drehzahl in ihrer zeitlichen Abfolge korrekt zu erfassen. Die Konsequenz ist immer Aliasing und auch hier zeigen sich hohe Frequenzen (schnell drehende Speichen oder Rotorblätter von Hubschraubern) fälschlicherweise als niedrigere (Wabern, Stillstand, etc.).
* der Effektiv ist auch in der "Realität" beobachtbar, etwa in Tunneln mit Leuchtstoffröhren, die die zeitliche Auflösung ebenfalls begrenzen (Stichwort: Stroboskopeffekt)
Wenn der ORF nun also die Originalzuspielung in UHD bekommt und Streams in geringeren Auflösungen in idealer Qualität mitanbieten möchte, müsste er also korrekterweise (sicherheitshalber) über alle anderen Varianten einen Tiefpassfilter laufen lassen, um zuverlässig die Frequenzen zu entfernen, die von den geringeren Abtastraten (etwa 1280x720) sowieso nicht mehr korrekt abgebildet werden können.
In der Praxis ist es jedoch so, dass etwa UHD derart hohe Schärfen ermöglicht, dass diese eher selten erreicht werden. Selbst bei "schlampiger" Skalierung auf HD tritt dann kaum Aliasing auf, da es hier gar nicht sooo viel mehr Schärfe gab.
Ich vermute aber, dass da gestern beim Spiel generell was schiefgelaufen war und das Signal von vorneherein ohne Tiefpassfilter ziemlich runterskaliert so in die Streams gepackt worden war.
Dass das dann vor allem an den Publikumsrängen auffiel, liegt meiner weiteren Mutmaßung nach daran, dass diese Sitzreihen in der Totalen genau den höheren Ortsfrequenz entsprechen, die durch die in der Kette irgendwo zum Einsatz gekommene Abtastung nicht mehr korrekt erfasst wurde und die Frequenzen so als niedrigere erschienen (daher auch der Name Alias(ing)), was dann gerade bei Bewegung immer furchtbar riffelig und gezackt aussieht. In der Nahaufnahmen wiederum weisen die Spieler mit ihren Trikots dagegen eher niedrigere Frequenzbereiche auf, da eher gleichfarbig und nicht gemustert.
Vielleicht hat der ORF wegen des Ansturms auf den UHD Stream absichtlich eine niedrigiere Qualität eingespeist (obwohl links oben UHD zu sehen war und 25 Mb/sec über die Leitung gegangen sind).
Das glaube ich nicht, da die nominellen Bitraten ja wie richtig beobachtet gleich geblieben waren.
Dann wäre aber seltsam, warum das anbieterseitig nicht sauber hochskaliert wurde.
Wenn Aliasing einmal im Bild ist, kann man das durch Hochskalieren prinzipbedingt nicht mehr korrigieren, da eine unangenehme Eigenschaft von Aliasing eben die ist, dass hinterher nicht mehr unterscheidbar ist, welche Frequenzen nun "echt" waren und welche durch Zurückspiegeln in das Nutzband entstanden sind.
Ein riesen Unterschied speziell in der Tiefenschärfe im Vergleich zu den gewohnten normalen HD Fußballübertragungen.
Yep, wobei ich behaupte, dass der meiste qualitative Zugewinn auch beim Downscaling auf HD sichtbar ist. Das Traurige ist ja heutzutage, dass man "HD" braucht, um effektiv auf gutes SD-Niveau zu kommen und UHD, um effektiv HD zu haben (etwas überspitzt).