Eine Verwertungsgesellschaft zur Wahrnehmung von Leistungsschutzrechten verschiedener Rechtinhaber (aus dem Bereich Musik- & Musikvideos) hat kürzlich bei den österreichischen Netzbetreibern eine Sperre zahlreicher Websites mit vermeintlich illegalen Inhalten beantragten. Grundsätzlich sind solche Netzsperren üblich und erfolgen im Rahmen der aktuellen Gesetzeslage. Dementsprechend haben etliche österreichische Netzbetreiber diese Sperren in den letzten Tagen auch in die Tat umgesetzt.
Die beantragten Sperren betrafen aber nicht nur spezifische Domainnamen, sondern auch etliche einzelne IP-Adresse. Wie sich herausgestellte, finden sich darunter auch einige IP-Adresse, die dem Cloud-Anbieter Cloudflare zugeordnet werden können. Cloudflare wird weltweit von über 7 Millionen Websites genutzt, darunter auch von großen Namen wie z.B. DHL, Shopify, Zalando, usw.

Das Prinzip des CDN (Content Delivery Network) von Cloudflare bewirkt dabei aber auch, dass eine Website keine fixe IP hat, sondern der Domainname über eine beliebige Cloudflare-IP-Adresse aufgelöst wird. Der eigentliche Content befindet sich auf einem Server dahinter (mit einer eigenen IP-Adresse, die für Besucher aber nicht erkennbar ist).
Das bedeutet, dass die Netzbetreiber damit nicht nur die Server der vermeintlich illegalen Webseiten gesperrt haben, sondern als Nebeneffekt auch die Erreichbarkeit anderer, völlig legaler Webseiten einschränken oder im schlimmsten Falle gar blockieren. Cloudflare bestätigte das Problem gegenüber betroffenen Kunden:
„The problem is that copyright holder LSG – Wahrnehmung von Leistungsschutzrechten GesmbH convinced an Austrian court to order ISPs to block several Cloudflare IP addresses, one of which corresponds to your website.“ – Cloudflare
Zwar sind die österreichischen Netzbetreiber (ISP) verpflichtet auf Anträge zur Netzsperre von Rechteinhaber zu reagieren, allerdings ist mehr als fraglich, warum hier ein offensichtlich übers Ziel hinausschießender Antrag ohne Abwägung der Konsequenzen einfach umgesetzt und nicht abgewiesen wurde.
Wer von dem Problem betroffen ist und legale Webseiten nicht mehr erreichen kann, könnte auf ein VPN-Service zurückgreifen. Sind nur die Domainnamen (und nicht die IP-Adressen) gesperrt, reicht auch die Verwendung eines alternative DNS-Servers (statt den Provider-eigenen), um die Netzsperre zu umgehen.