Österreichische Internetnutzer für freie Routerwahl

In Österreich kann derzeit der Internetanbieter vorschreiben, welchen Router man für den Internetanschluss verwenden muss (”Routerzwang”). Eine gesetzlich verankerte freie Routerwahl, wie zum Beispiel im Nachbarland Deutschland, gibt es hierzulande derzeit nicht.

Recht eindeutige fällt die Meinung der 1.000 befragten Österreicher (zwischen 18 und 75 Jahren) aus, die der Verbund der Telekommunikations-Endgerätehersteller (VTKE) kürzlich befragen lies:

71,1% der Befragten wünschen sich, dass die Routerfreiheit auch in Österreich eingeführt wird. – VTKE

Quelle: Verbund der Telekommunikations-Endgerätehersteller
n=1000

Zum einen legen die Befragten großen Wert auf Privatsphäre und haben Bedenken, falls ihr Provider auf ihr Endgerät zugreifen kann, und zum anderen stört, dass es keine guten Alternativen gibt. Die bisher gängige Alternative mittels Verbindung über einen Bridge-Modus (auch nicht bei jedem Gerät möglich) sei aufwendig und teuer.

Daher gaben 29,5% der Befragten auch an, dass ihnen die freie Wahl des Endgeräts sehr wichtig ist, weiteren 37,2% ist sie zumindest eher wichtig. Ein Drittel hält es für wenig bzw. überhaupt nicht wichtig.

Quelle: Verbund der Telekommunikations-Endgerätehersteller
n=1000

Mehr Details: vtke.eu/wp-content/uploads/2023/01/Ergebnispraesentation-Umfrage-Routerfreiheit.pdf

Auch Mitglieder des LTEForums für Routerfreiheit

Eine Blitz-Umfrage unter den Mitgliedern von LTEForum.at unterstreicht dieses Meinungsbild. Unter unserer technisch-affinen Zielgruppe liegt der Wert, der auf jeden Fall für eine Routerfreiheit wäre, sogar bei 87,3% der Umfrageteilnehmer (n=118).

Hätten sie freie Wahl, würden sich dreiviertel der Befragten, welche über einen Kabelinternet-Anschluss verfügen (54,2%), am liebsten einen eigenen Router ihrer Wahl kaufen:

Quelle: LTEForum.at Mitglieder-Umfrage
n=64 mit Kabel-Anschluss

Etwas mehr als 15% würden zwar das Modem ihres Providers weiterverwenden, aber mittels Bridge-Modus mit einem eigenen Router kombinieren und gut 9,4% würden auch in Zukunft den Router ihres Internetanbieters verwenden.

Gute Gründe für eigenen Router

Diejenigen LTEForum.at Mitglieder, die künftig gerne ihren eigenen Router verwenden würden, geben folgende Gründe dafür an:

Quelle: LTEForum.at Mitglieder-Umfrage, Mehrfachauswahl
n=58 mit Kabel-Anschluss und Wunsch nach eigenem Router

Mehr Einstellungsmöglichkeiten, vollständige Kontrolle über ihr Gerät und bessere Funktionen stehen dabei ganz oben auf der Liste der Gründe, welche für einen eigenen Router sprechen würden.

LTEForum Mitglieder diskutieren zum Thema

Auch in unserem Forum wird unter den Mitgliedern die derzeitige Situation diskutiert:

Genau beim gleichen Provider in Deutschland gibt es die frei Wahl des Kabelmodems. Warum funktioniert’s dort und nicht bei uns? – LTEForum User „geku“

Das Problem ist halt: Vielen Kunden ist es egal, die wissen gar nicht worüber da diskutiert wird. Billig soll es sein (wobei „dem Anschein nach billig“ reicht, also irgendein Marketing-versprechen) und Netflix muss gehen. – LTEForum User „alex34653“

Der Nachteil für den Betreiber ist, dass er zB nicht einfach DOCSIS 3 in einem Mehrpartienhaus einstellen kann bis nicht das letzte Modem weg ist, dass das braucht. Ich kann den Betreiber schon grundsätzlich verstehen, der da eine Kontrolle will. – LTEForum User „mitsuhiko“

Was Routerfreiheit bzw. Routerzwang in der Praxis bedeutet

Die RTR kann in Österreich entscheiden, wo der Netzabschlusspunkt liegt. In Österreich liegt dieser derzeit beim zur Verfügung gestellten Provider-Modem, in Deutschland hingegen seit 2016 bei der Anschlussdose zu Hause.

Während Internetkunden in Deutschland freie Wahl haben und jeden beliebigen kompatiblen Router anschließen können, müssen die österreichischen Kunden mit dem Modell ihres Internetanbieters vorliebnehmen. Verfügt dieser über einen Bridge-Modus, können sie bei Bedarf noch einen eigenen zweiten Router damit verbinden.

Die Internetanbieter äußern jedoch Bedenken zur freien Routerwahl. Nur die eigene Provider-Modems sind so konfiguriert, dass sie das bestmögliche Interneterlebnis bieten können. Vom Kunden selbst gekaufte Router können diese Qualität oftmals nicht gewährleisten.

Das zitat, dass es den meisten ÖsterreicherInnen eh egal ist, könnte man eigentlich sogar FÜR die routerfreiheit verwenden, denn das bedeutet, dass sich für die Kabelnetzbetreiber eh nicht viel ändert, da die meisten beim "gratis standardmodem" bleiben werden. Nur eine handvoll professionelle nutzer werden ihr eigenes modem verwenden, das wird doch verkraftbar sein.

Man könnte auch routerfreiheit unter der klausel einführen, dass sobald man einen eigenen verwendet, der Internetanbieter vertraglich vom support, welcher weiter als bis zur (kabel)steckdose geht ausgeschlossen wird.

Damit dann keine leute bei magenta anrufen und sagen "mein router xy kann sich nicht verbinden..."

Damit dann auch wirklich nur leute das standardmodem austauschen die sich auskennen. Mein Anbieter bei dem ich bin (innonet via A1 gpon) macht das so. Entweder standardmodem oder kein Support. Finde ich akzepabel.
 
Das zitat, dass es den meisten ÖsterreicherInnen eh egal ist, könnte man eigentlich sogar FÜR die routerfreiheit verwenden, denn das bedeutet, dass sich für die Kabelnetzbetreiber eh nicht viel ändert, da die meisten beim "gratis standardmodem" bleiben werden. Nur eine handvoll professionelle nutzer werden ihr eigenes modem verwenden, das wird doch verkraftbar sein.

Man könnte auch routerfreiheit unter der klausel einführen, dass sobald man einen eigenen verwendet, der Internetanbieter vertraglich vom support, welcher weiter als bis zur (kabel)steckdose geht ausgeschlossen wird.

Damit dann keine leute bei magenta anrufen und sagen "mein router xy kann sich nicht verbinden..."

Damit dann auch wirklich nur leute das standardmodem austauschen die sich auskennen. Mein Anbieter bei dem ich bin (innonet via A1 gpon) macht das so. Entweder standardmodem oder kein Support. Finde ich akzepabel.
Du transportierst hier meines Erachtens eine veraltete Sicht der Dinge, denn der Grund für standardisierte Schnittstellen liegt ja gerade darin, dass des dem Anbieter egal sein kann, was dahinter läuft.
Und die im Artikel als Beispiel genannten Länder haben damit offenbar kein Problem. Wieso auch sollte es Probleme geben. Die in Frage kommenden Chipsatzhersteller sind an einer Hand abzählbar.
Und Support für das, was im Rahmen der Schnittstelle definiert ist, kann nicht abbedungen werden - denn der Zugang bis zur Schnittstelle ist da die geschuldete Hauptleistung. Das ist so gesehen nicht anders, als bei einer SIM-Karte und dem (richtigen) APN im Mobilfunknetz. Die Frage, ob das Endgerät einen Defekt hat, betrifft den Anbieter bei freien Geräten dann aber eher nicht mehr - es sei denn, er hat es verkauft - aber da sind wir in der Gewährleistung.
 
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Reaktionen: pc.net und geku
Jede Umfrage wird natürlich auch durch die Fragestellung beeinflusst. Wenn die Frage lautet wollen Sie "Freiheit" oder "Zwang" ist ja wohl klar, wie es ausgeht. Wenn aber die Frage lautet "Wollen Sie Preissteigerungen der Provider akzeptieren, damit sie auch die Vielfalt an freien Routern supporten?" sieht es sicher anders aus.
 
Wenn aber die Frage lautet "Wollen Sie Preissteigerungen der Provider akzeptieren, damit sie auch die Vielfalt an freien Routern supporten?" sieht es sicher anders aus.
Richtig, die Fragestellung kann da schon die Richtung der Antwort ein wenig beeinflussen.

Die Frage ist nur, warum soll es zu einer Preissteigerung kommen, nur weil die Routerfreiheit eingeführt wird? Die Provider haben deswegen per se nicht mehr aufwand, außer bei Vertragsabschluss einen A4-Zettel mit dem Zugangsdaten beizulegen (dazu wurden sie in Deutschland verpflichtet).

Ich glaube nicht, dass Preissteigerungen und Routerfreiheit in Zusammenhang stehen. Wenn die Provider die Preise erhöhen möchten (weil sie glauben, dass es die Marktsituation und der Wettbewerb ermöglicht), dann machten sie es doch auch so. Haben wir schon oft genug gesehen. Die warten nicht darauf, nur um der "Routerfreiheit" die Schuld dafür geben zu können.

Ich wüsste jetzt spotan nicht, warum sich für den Otto-Normal-Verbraucher, der auch weiterhin sein gratis Provider-Modem nutzen würde, nach Umstellung auf Routerfreiheit etwas zu seinem Nachteil ändern sollte.
 
Und genau die werden weniger Support benötigen als der Standard-User (bzw ist es für den Netzbetreiber erkennbar wenn andere Hardware verwendet wird)
Die mit dem Standardmodem werden anfragen warum ihre Smarthomeanwendung nicht funtioniert. Warum sie mit dem APP nicht auf die IP-Kamera zuhause zugreifen können.
 
Richtig, die Fragestellung kann da schon die Richtung der Antwort ein wenig beeinflussen.

Die Frage ist nur, warum soll es zu einer Preissteigerung kommen, nur weil die Routerfreiheit eingeführt wird? Die Provider haben deswegen per se nicht mehr aufwand, außer bei Vertragsabschluss einen A4-Zettel mit dem Zugangsdaten beizulegen (dazu wurden sie in Deutschland verpflichtet).

Ich glaube nicht, dass Preissteigerungen und Routerfreiheit in Zusammenhang stehen. Wenn die Provider die Preise erhöhen möchten (weil sie glauben, dass es die Marktsituation und der Wettbewerb ermöglicht), dann machten sie es doch auch so. Haben wir schon oft genug gesehen. Die warten nicht darauf, nur um der "Routerfreiheit" die Schuld dafür geben zu können.

Ich wüsste jetzt spotan nicht, warum sich für den Otto-Normal-Verbraucher, der auch weiterhin sein gratis Provider-Modem nutzen würde, nach Umstellung auf Routerfreiheit etwas zu seinem Nachteil ändern sollte.
Grundsätzlich verstehe die Leute nicht, die Freiheiten ablehnen. Schließlich müssen sie diese nicht benutzen.