Was ist besser – Router vs. Smartphone Hotspot?

In diesem Test klären wir die spannende Frage, ob moderne Smartphones als Hotspot, mobile Router mit integriertem Akku oder große stationäre Router die beste LTE bzw. 5G Performance liefern?

Wer schnelles 5G Internet mit verschiedenen Geräten wie z.B. Notebook oder Computer nutzen möchte, denkt sofort an große performante Mobilfunkrouter. Dabei vergessen wir oft, dass viele von uns bereits ein exzellentes 5G Modem stets bei uns tragen: Unser Smartphone.

AVM Fritzbox 6850 5G Router

Beginnen wir aber zuerst mit der Fritzbox 6850 5G, ein großer 5G Router mit Netzteil für den stationären Betrieb. Dieses Gerät dient als unser Benchmark für den folgenden Hotspot Vergleich.

Fritzbox 6850 5G Speedtest

Kabelgebunden über Gigabit-LAN konnten wir das tarifliche Maximum von 350 Mbit/s mit durchschnittlich 330 Mbit/s über mehrere Messungen recht gut ausreizen. Selbst mit einer modernen WLAN-Verbindung im 5 GHz WLAN kommt man auf die nahezu gleiche Geschwindigkeit, aber nur solange der Router auch in direkter Reichweite steht. Sobald der Abstand zum Router größer wird, nimmt auch hier die Leistung schon nach ein paar Metern ab.

Aufpassen muss man, wenn man hingegen das 2,4 GHz WLAN 802.11n nutzt. Selbst direkt neben der Fritzbox kommen von den ursprünglichen 330 Mbit/s weniger als 100 Mbit/s bei unserem Notebook an. Mehr als 2/3 der Leistung verpufft einfach.

Wer nur einen langsameren LTE-Tarif unter 100 Mbit/s nutzt wird zwar auch damit sein Auslangen finden, aber für alle schnelleren Verbindungen ist das 2,4 GHz WLAN einfach zu schwach. Also unbedingt darauf achten sich über ein ausreichend schnelles WLAN zu verbinden.

Netgear Nighthawk M2 – Mobiler LTE Router

Ein ähnliches Bild haben wir auch beim Netgear Nighthawk M2 beobachtet. Der kann zwar noch kein 5G, ist dafür aber ein ausgezeichneter, sehr performanter mobiler LTE-Router mit Akku. Über USB-C oder die Gigabit-LAN-Verbindung erreicht er 130 Mbit/s. Dieselbe Leistung ist auch noch über WLAN 802.11ac im 5 GHz Netz möglich, aber im 2,4 GHz WLAN ist schon bei rund 77 Mbit/s Schluss.

Netgear Nighthawk M2 Speedtest

Der große Vorteil des Nighthawk M2 ist, dass es sich um einen mobilen Router mit integriertem Akku handelt. Kaum größer und schwerer als ein Smartphone. Ich kann ihn also einfach in der Notebooktasche mitnehmen und unterwegs einen WLAN-Hotspot errichten.

Internet übers Smartphone nutzen

Tatsächlich nutzt zum Beispiel das iPhone 12 Pro oder eine große Anzahl an Android-Smartphones das selbe Qualcomm X55 Modem, welches auch in der Fritzbox oder anderen 5G Routern verbaut ist. Dabei müssen es nicht mal die neusten Top-Smartphones sein. Selbst Mittelklasse-Smartphones verfügen oft schon über ein integriertes 5G Modem und können ihren Internetzugang teilen.

Dank Dual-SIM-Funktionalität ist es auch möglich, eine unlimitierte Daten-SIM mit Internettarif als zweite SIM-Karte einzulegen, um nicht ein eventuelles Datenlimit des Handytarifs zu überschreiten.

Die spannende Frage ist nun, ob Handys mit ihrer Tethering und ihrer Hotspot-Funktion in der Lage sein werden, annähernd die Leistung von fixen oder mobilen Routern zu erreichen.

Smartphone Tethering vs. Hotspot

Was ist der Unterschied zwischen Hotspot und Tethering?

Tethering beschreibt das Teilen der Internetverbindung des Smartphones mit einem direkt verbundenen Gerät (meist über Kabel). Hotspot beschreibt hingegen das Errichten eines eigenen WLAN-Netzes zum Teilen der Internetverbindung des Smartphones. Dieses WLAN können gleich mehrere Geräte (Notebook, PC, Tablet, usw.) gemeinsam nutzen.

Wie funktioniert Tethering?

Bei Tethering verbindet man das Smartphones mit einem anderen Gerät (z.B. Laptop, Computer oder TabletPC) über ein Kabel oder Bluetooth. Das verbundene Endgerät kann dann die mobile Internetverbindung des Smartphones für den Zugriff auf das Internet nutzen.

Wie funktioniert ein mobiler Hotspot?

Sobald man die Funktion für den WLAN-Hotspot in den Einstellungen seines Smartphones aktiviert hat, können sich andere Geräte (z.B. Notebook, Computer oder Tablet) nach Eingabe des angegebenen WLAN-Passworts über das neu errichtete WLAN mit dem Smartphone verbinden und auf das Internet zugreifen.

Wie kann man einen mobilen Hotspot einrichten?

Unter iOS öffnet man die Einstellungen und kann im Menüpunkt „Persönlicher Hotspot“ die Funktion „Zugriff für andere erlauben“ aktivieren. Unter Android öffnet man in den Einstellungen den Menüpunkt „Verbindungen“ und „Mobile Hotspot und Tethering“. Dort lässt sich die Funktion „Mobile Hotspot“ aktivieren.

Samsung Galaxy S21 5G

Über USB-C erreichten wir unter 5G wieder rund 330 Mbit/s. Ein toller Wert für ein Smartphone und nicht langsamer als die zuvor getesteten Router.

Samsung Galaxy S21 Hotspot Speedtest

Auch im 5 GHz WLAN unter 802.11ac erreichten wir fast dieselben Werte. Aber, hier kommt die Herausforderung: Standardmäßig ist die Hotspot-Funktionalität von Samsung unter Android so eingestellt, dass nur das 2,4 GHz WLAN 801.11n genutzt wird unter dem wir wieder eine deutlich schlechtere Performance beobachtet haben.

Samsung S21 Hotspot Einstellungen

Tipp: Unbedingt in die Einstellungen -> Verbindungen -> Mobile Hotspot auf Konfigurieren klicken und den 2,4 GHz Bereich auf 5 GHz umstellen.

Bei Smartphones kommt aber auch noch eine weitere Verbindungsart dazu: Bluetooth. Dazu haben wir WLAN ausgeschalten und das Smartphone mit dem Notebook verbunden. Und das Resultat war enttäuschend. Gerade mal 1 Mbit/s im Download konnten wir über Bluetooth Tethering noch erreichen. Also lieber zum WLAN-Hotspot oder USB-Kabel greifen.

Google Pixel 4a 5G

Aber welche Leistung kann ein aktuelles Mittelklasse Smartphone erreichen? Dazu haben wir die Hotspot-Funktion des Google Pixel 4a 5G getestet. Dieses Smartphone nutzt ein Qualcomm Snapdragon 765G mit X52 Modem, dass leistungsmäßig eine Klasse unter dem X55 Modem aus der Fritzbox oder dem Exynos aus dem Galaxy S21 einzustufen ist.

Google Pixel 4a 5G Hotspot Speedtest

Gut möglich, dass es daher bei höheren 5G Geschwindigkeiten einen Unterschied macht, aber bei unserem auf 350 Mbit/s limitierten 5G Tarif wirkt es sich nicht aus. Über USB-C konnten wir mit dem Pixel 4a 5G mit unserem Notebook durchschnittlich sogar minimal mehr Leistung als mit dem Galaxy S21 und damit gleich viel wie mit der Fritzbox erzielen.

Selbstverständlich unterstützt auch das Google Pixel Smartphone 5 GHz WLAN mit 801.11ac, aber das Ergebnis war ernüchtern. Obwohl ich im Hauptmenü unter Netzwerk & Internet -> Hotspot -> WLAN-Hotspot die Option „Kompatibilität erweitern“ (die normalerweise für das 2,4 GHz WLAN steht) deaktiviert habe, kam ich auf dieselben Resultate wie unter 802.11n. Und tatsächlich, selbst wenn „Kompatibilität erweitern“ deaktiviert ist, wird nur unter 802.11n gefunkt. Aber sowohl das Pixel 4a 5G als auch meine beiden Notebooks (das Macbook und das HP ProBook) unterstützen 802.11ac.

Die Erkenntnis brachte dann der Google Support. Das Pixel 4a 5G kann sich zwar mit 5 GHz WLANs unter 802.11ac verbinden, ist aber überraschenderweise nicht in der Lage einen Hotspot im 5 GHz WLAN zu errichten. Die Hotspot-Funktionalität hat Google auf das langsamere 2,4 GHz WLAN 802.11n beschränkt. Damit verschenkt das Smartphone mehr als zwei Drittel seiner 5G-Performance.

Einzige Lösung: Das Smartphone per USB-C mit dem Notebook zu verbinden. Aber das geht halt nur mit einem Gerät. Wer einen mobilen Hotspot für mehrere Endgeräte nutzen möchte, sollte doch lieber zu einem anderen Smartphone greifen, denn mit steigendem Abstand zum Router nimmt die Performance im WLAN nochmals stark ab.

Apple iPhone 13 Pro

Nun zum Smartphone von Apple. Wird es da große Unterschied zu den Android-Smartphones geben?

Die erste Überraschung erlebten wir schon mal bei unserem kabelgebundenen Tethering-Test mit Apple’s Lightning-Kabel. Unter Windows erreichten wir nur durchschnittlich 212 Mbit/s – mehrmals getestet. Nur am MacBook unter MacOS erreichten wir mit 316 Mbit/s das erwartete Ergebnis und nahezu die Leistung der anderen Smartphones und Router.

iPhone 13 Pro Hotspot Speedtest

Die Ursache konnten wir nicht restlos klären, haben aber eine Theorie: Apple’s Lightning-Anschluss am iPhone unterstützt nur USB 2.0, welches eine Übertragungsrate von max. 480 Mbit/s ermöglicht. Halbiert man die Leistung durch zwei für die bidirektionale Kommunikation blieben noch 240 Mbit/s übrig. Abzüglich eines gewissen typischen Overheads nahezu das Ergebnis, dass wir erreichen konnten. Möglich, dass der Treiber unter MacOS die Bandbreite zwischen dem Sende- und Empfangskanal dynamisch oder variable aufteilen kann und wir dadurch unter MacOS mehr Bandbreite erzielen konnte als unter Windows. Aber selbst dann wäre bei etw 480 Mbit/s Schluss. Für wirklich richtig schnelles 5G-Tethering scheint das iPhone daher nur bedingt geeignet zu sein.

Schauen wir uns die WLAN-Performance an: Auch das iPhone bietet in den Einstellungen im Menüpunkt „Persönlicher Hotspot“ die Möglichkeit die Kompatibilität zu maximieren, sprich vom 5 GHz WLAN aufs 2,4 GHz WLAN umzuschalten (Mehr Details …)

Unter WLAN 802.11ac erreichten wir wieder über 300 Mbit/s, unter WLAN 802.11n diesmal deutlich weniger. Und unter Bluetooth sah es mit nur 0,4 Mbit/s ganz traurig aus.

Fazit

Was sind nun die Erkenntnisse aus diesem interessanten Test:

1. Der getestete unlimitierte 5G (bis zu 350 Mbit/s) Mobilfunkvertrag von Magenta reizte keines der Router oder Smartphones aus. Alle unterschieden sich leistungsmäßig max. nur rund 10%. Beeindruckend!

Hotspot WLAN Speedtest Vergleich

2. Natürlich wäre es gut möglich, dass mit noch schnelleren 5G-Tarifen ein Unterschied sichtbare werden würde. Das würden auch die Ergebnisse unter LTE suggerieren, bei denen die Router rund 55% schneller als die Smartphones abschnitten. Wer also an seinem Standort vielleicht weniger guten Empfang hat und damit nur weniger Bandbreite erzielen kann, könnte mit einem Router vielleicht doch besser dran sein.

3. Das Google Pixel 4a 5G konnte als Vertreter der Mittelklasse Smartphones beim Tethering über USB überzeugen, fällt aber als WLAN Hotspot durch. Die Limitierung auf das 2,4 GHz WLAN bedeutet, dass mehr als 2/3 der Performance verloren gehen.

4. Apple’s iPhone hingegen überzeugt als WLAN-Hotspot, bringt aber Einschränkungen beim USB-Tethering mit. Der auf USB 2.0 basierende Lightning-Anschluss kann bei schnelleren 5G-Übertragungsraten zu einer künstlichen Limitierung führen.

5. Auf das Tethering über Bluetooth sollte man heutzutage ganz verzichten. Keines der Geräte stellte unter Bluetooth eine zufriedenstellende Datenübertragungsrate zur Verfügung.

Aber trotz kleiner Abstriche haben die Smartphones in unserem Test mit ihrer Tethering- und Hotspot-Funktionalität überzeugen können. Selbst hohe 5G-Bandbreiten können sie recht gut meistern.

Wer ein Dual-SIM-Smartphone hat, kann z.B. eine zweite SIM-Karte mit einem unlimitierten Internettarif einlegen und auch unterwegs, im Urlaub oder am Zweitwohnsitz Internet über das Smartphone nutzen. Es muss also nicht immer ein eigener Router sein. Einziger Nachteil, bei der Nutzung als WLAN-Hotspot wird der Akku recht schnell leer. Es lohnt sich daher ein Netzteil oder eine Powerbank in der Nähe griffbereit zu haben.

Ein ausrangiertes Gerät könnte da für manches in Frage kommen. Temporär und der gleichen..
Vor allem wenn’s 4G in entsprechender Ausführung kann. Oder gar 5G.
 
Dank Dual-SIM-Funktionalität ist es auch möglich, eine unlimitierte Daten-SIM mit Internettarif als zweite SIM-Karte einzulegen, um nicht ein eventuelles Datenlimit des Handytarifs zu überschreiten.
Bei einigen Dual-SIM Smartphones ist der Datendurchsatz geringer wenn beide Mobilfunkeinheiten aktiv sind und man kann bei einigen Chipsätzen während dem Telefonieren mit der anderen SIM Karte nicht die Datenverbindung nutzen. Waren die Tests mit einer oder mit zwei aktiven SIM-Karten?

Google Pixel 4a 5G​

[...]

Einzige Lösung: Das Smartphone per USB-C mit dem Notebook zu verbinden. Aber das geht halt nur mit einem Gerät. Wer einen mobilen Hotspot für mehrere Endgeräte nutzen möchte, sollte doch lieber zu einem anderen Smartphone greifen, denn mit steigendem Abstand zum Router nimmt die Performance im WLAN nochmals stark ab.
Man kann ein Gerät über USB Tethering verbinden und weitere über WLAN.
Oder ein Gerät teilt die Verbindung weiter über das Netzwerk. Z.B. ein Computer oder ein Router mit Unterstützung für USB Tethering.

Ich denke auch, dass das eher etwas für Single-Haushalte ohne IoT oder mit dedizierten Smartphone für diesen Zweck ist.
 
Bei uns liegt seit Ewigkeiten ein "ausrangiertes" Smartphones als Hotspot herum, das nahezu dauerhaft am Netzteil hängt. Das hat bisher weder dem Akku geschadet (gelegentlich muss das Ding mit dem E-Scooter nach draußen), noch gab es dabei Probleme, wenn nicht gerade alle gleichzeitig "volles Rohr" Traffic verursacht haben. Auch die Sache mit der (konventionellen) Telefonie ist selten ein Problem, weil eigentlich sehr konsequent per Messenger gelabert wird. Alles in allem also durchaus machbar, wenn man denn will.
 
Wen man Zuhause eine eigenes Wlan Netzt hat (Ubiquiti) und es nur als Modem verwendet sicher eine Alternative. Ob ich mir hier einen Netgear M2 um 300€ oder ein ausrangiertes Handy verwende was den selben M55 Chip verbaut hat sicher eine alternative.
 
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Reaktionen: email.filtering
Tips wie man die Möglichkeit den Hotspot auf 5Ghz umzustellen freischaltet wären wären auch nett gewesen. Leider haben nicht alle Smartphones von Haus aus die Möglichkeit zwischen 2,4 und 5 Ghz auszuwählen.
 
Geschwindigkeit ist halt nur eine Sache. Wie zuverlässig ist der Betrieb auf längere Zeit? Beim Tethering ist mir bei ein paar Geräten schon aufgefallen, dass sie das Tethering bei Netzaufall und so deaktivieren. Also im Auto läuft das Handy als Hotspot und man hat kurz kein Netz dann war Tethering weg.

Wenn man Port Forwarding und so braucht dann gehts eh nur mit Router. Selbst der einfachste LTE Router kann diese Features im Gegensatz zum Handy.
 
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Reaktionen: Wolkenstein
Ist der Stromverbrauch beim Smartphone-Hotspot denn höher als wenn man einen normalen WLAN-Router verwendet?

Überlege mir bei educom den muchissimo Tarif mit 110 GB zu holen. Würde für meine Zwecke ausreichen, aber da ja auch Strompreise sehr hoch sind und ich habe auch gelesen, dass dabei der Akku heiß und schnell kaputt geht wenn man das Handy jeden Tag als Hotspot für mehrere Stunden verwendet.

Stimmt das denn?